Überarbeitet am 01/10/2025
Am 1. Oktober 2025 wurden aufgrund einer Korrektur in der Errechnung der Gewichtungen die vorher veröffentlichten Ergebnisse der Umfrage SILC 2019 bis SILC 2024 überarbeitet (cf. Technischer Kurzbericht). Diese Pressemitteilung enthält die überarbeiteten Ergebnisse.
11,1 % der belgischen Bevölkerung sind materiell und sozial depriviert (MSD). Dies geht aus den neuesten Zahlen der Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen SILC 2024 hervor, die Statbel, das belgische Statistikamt, bei mehr als 6.500 Haushalten durchgeführt hat. Mit anderen Worten: Etwa jeder zehnte Belgier verfügt nicht über ausreichende Mittel, um mindestens 5 der 13 wesentlichen Aspekte des täglichen Lebens zu erfüllen (Beheizung der Wohnung, unerwartete Ausgaben, Zugang zu Freizeitaktivitäten usw.), was seine Lebensqualität stark einschränkt. Die beiden häufigsten Schwierigkeiten betreffen die Fähigkeit, eine unerwartete Ausgabe (in Höhe von etwa 1 400 Euro) zu leisten und sich jedes Jahr eine Woche Urlaub an einem anderen Ort als zu Hause zu verbringen.
Auf der Grundlage der 2024 durchgeführten Erhebung bietet Statbel zum ersten Mal eine Aufschlüsselung bestimmter Komponenten der materiellen und sozialen Deprivation nach Provinzen an. Die geografischen Unterschiede werden deutlich, wenn man die Daten auf Provinzebene aufschlüsselt. Insgesamt weisen die Region Brüssel-Hauptstadt und einige wallonische Provinzen (z. B. Hennegau) bei mehreren Indikatoren die höchsten Werte auf. Beispielsweise erreicht die Unfähigkeit, eine unerwartete Ausgabe zu tätigen, 38,3 % in Brüssel und 41,0 % in der Region Hennegau, während sie in Westflandern (9,9 %) und Flämisch-Brabant (9,4 %) niedriger bleibt.
Weiter befanden im Jahr 2024 6,2 % der Bevölkerung sich in einer Lage erheblicher materieller und sozialer Deprivation (SMSD). Mit anderen Worten: fast einer von zehn Belgiern verfügt nicht über ausreichende Mittel, um mindestens 7 der 13 wesentlichen Aspekte des täglichen Lebens zu erfüllen, was die prekäre Situation noch weiter verschärft.
Betrachtet man die 13 Einzelkriterien, die die Indikatoren für materielle und soziale Deprivation bilden, so zeigt sich, dass die beiden häufigsten Schwierigkeiten die Fähigkeit betreffen, unerwartete Ausgaben zu tätigen und sich jedes Jahr einen einwöchigen Urlaub an einem anderen Ort als zu Hause leisten zu können. 21,6 % der belgischen Bevölkerung sagen, dass sie nicht in der Lage sind, eine unerwartete Ausgabe (in Höhe von ca. 1.400 Euro) zu tätigen und 21,4 % berichten, dass sie sich keinen einwöchigen Urlaub an einem anderen Ort als zu Hause leisten können. Am anderen Ende der Skala geben 0,9 % der belgischen Bevölkerung an, dass sie sich keinen Internetanschluss zu Hause leisten können, und 1,6 % sind finanziell nicht in der Lage, zwei Paar Schuhe zu besitzen.
Eine Situation, die je nach Region stark variiert
Die Zahlen zeigen deutliche Unterschiede zwischen der Region Brüssel-Hauptstadt, der Flämischen Region und der Wallonischen Region. Brüssel weist bei den meisten Aspekten die höchsten Deprivationsraten auf: Beispielsweise sind dort 38,3 % nicht in der Lage, eine unerwartete Ausgabe zu tätigen, verglichen mit 31,4 % in Wallonien und 13,2 % in Flandern. Im Allgemeinen weist die Flämische Region durchweg die niedrigsten Deprivationsraten auf: z. B. 2,7 % für die Unfähigkeit, Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen, gegenüber 8,0 % in Wallonien und 8,7 % in Brüssel. Die Wallonie liegt ihrerseits häufig zwischen diesen beiden Extremen, bleibt aber bei den meisten Indikatoren über dem nationalen Niveau, wie z. B. bei der Unmöglichkeit, abgewohnte Möbel zu ersetzen, die 22,6 % der Wallonen betrifft, gegenüber 15,6 % auf nationaler Ebene.
Tabelle Kriterien zur materiellen und sozialen Deprivation nach Region
| Sich (aus finanziellen Gründen) nicht leisten können... | Belgien | Region Brüssel-Hauptstadt | Flämische Region | Wallonische Region |
|---|---|---|---|---|
| die Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen | 5,0% | 8,7% | 2,7% | 8,0% |
| jährlich eine Woche Urlaub woanders als zu Hause zu verbringen | 21,4% | 30,7% | 14,8% | 30,5% |
| jeden zweiten Tag Fleisch, Huhn oder Fisch einnehmen zu können | 4,2% | 9,8% | 1,6% | 7,0% |
| unerwartete Ausgaben zu bestreiten | 21,6% | 38,3% | 13,2% | 31,4% |
| einen eigenen Pkw zu besitzen | 6,1% | 18,6% | 4,1% | 5,6% |
| die Wohnung angemessen beheizen zu können (aus finanziellen Gründen). | 4,8% | 8,8% | 2,2% | 8,3% |
| abgewohnte Möbel zu ersetzen | 15,6% | 26,3% | 9,8% | 22,6% |
| abgetragene oder altmodische Kleidungsstücke durch neue zu ersetzen | 8,0% | 17,3% | 5,6% | 9,4% |
| zwei Paar Schuhe (einschließlich eines Allwetterpaars) zu besitzen | 1,6% | 2,5% | 0,8% | 2,8% |
| zu Hause einen Internetanschluss zu haben | 0,9% | 3,0% | 0,5% | 1,0% |
| sich mindestens einmal im Monat mit Freunden oder der Familie zu einem Drink oder einer Mahlzeit zu treffen. | 10,1% | 16,1% | 6,8% | 14,0% |
| regelmäßig eine Freizeittätigkeit auszuüben (Sport, Kinobesuch, Konzertbesuch, ...) | 12,8% | 18,4% | 7,5% | 20,6% |
| wöchentlich einen kleinen Betrag für sich selbst auszugeben | 12,9% | 22,6% | 7,0% | 20,4% |
| SMSD - erhebliche materielle und soziale Deprivation (7 Elemente auf 13) | 6,2% | 13,9% | 3,4% | 8,7% |
| MSD - materielle und soziale Deprivation (5 Elemente auf 13) | 11,1% | 21,5% | 6,5% | 16,2% |
Unerwartete Ausgaben tätigen: Tendenz fallend
Auf nationaler Ebene sank der Anteil der Belgier, die angaben, eine unerwartete Ausgabe (in Höhe von etwa 1 400 Euro) nicht tragen zu können, von 25,3 % im Jahr 2019 auf 21,6 % im Jahr 2024 und signalisierte damit einen Rückgang im beobachteten Zeitraum. Dieser Trend variiert jedoch von Region zu Region:
- Region Brüssel-Hauptstadt: Der Anteil der betroffenen Personen (38,3 % im Jahr 2024) bleibt seit 2019 relativ stabil (37,7 % im Jahr 2019).
- Flämische Region: Sie verzeichnet einen Rückgang von 15,9 % auf 13,2 % im gleichen Zeitraum.
- Wallonische Region: Auch hier ein Rückgang von 38,2 % auf 31,4 %.
Ein provinzieller Blick, erweitert auf 4 Deprivationskriterien
Im Jahr 2024 bietet Statbel erstmals eine Aufschlüsselung nach Provinzen nicht nur für die Indikatoren der materiellen und sozialen Deprivation (MSD) und der schweren materiellen und sozialen Deprivation (SMSD), sondern auch für vier ihrer Komponenten:
- Die Unfähigkeit, die Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen,
- Die Unfähigkeit, unerwartete Ausgaben zu tätigen,
- Die Unfähigkeit, alle zwei Tage eine Mahlzeit mit Fleisch, Geflügel, Fisch oder einer vegetarischen Entsprechung zu essen
- Die Unfähigkeit, die Wohnung angemessen zu beheizen.
Bisher bezogen sich die Ergebnisse aus den Provinzen nur auf die globalen Indikatoren MSD und SMSD. Nun bieten diese detaillierteren Daten einen differenzierteren Blick auf die Schwierigkeiten, mit denen die Haushalte konfrontiert sind, da sie es ermöglichen, das Ausmaß bestimmter Formen der Entbehrung spezifisch nach Provinzen zu messen.
Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse für die vier genannten Kriterien sowie für die Indikatoren MSD und SMSD nach Provinzen:
| die Unfähigkeit, die Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen, | die Unfähigkeit, unerwartete Ausgaben zu tätigen, | die Unfähigkeit, jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fleisch oder einer Entsprechung zu essen* | die Unfähigkeit, die Wohnung angemessen zu beheizen* | MSD - materielle und soziale Deprivation | SMSD - erhebliche materielle und soziale Deprivation | ||
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Region Brüssel-Hauptstadt | 8,7% | 38,3% | 9,8% | 8,8% | 21,5% | 13,9% | |
| Provinz Antwerpen | 2,7% | 18,2% | 2,4% | 1,7% | 8,0% | 4,3% | |
| Provinz Limburg | 2,7% | 10,1% | 1,3% | 1,6% | 4,6% | 2,2% | |
| Provinz Ostflandern | 3,6% | 14,4% | 0,9% | 2,7% | 9,0% | 4,7% | |
| Provinz Flämisch-Brabant | 1,8% | 9,4% | 1,9% | 2,8% | 5,1% | 2,2% | |
| Provinz Westflandern | 2,1% | 9,8% | 1,1% | 2,4% | 3,7% | 2,1% | |
| Provinz Wallonisch-Brabant | 5,1% | 23,4% | 6,0% | 11,3% | 14,6% | 8,1% | |
| Provinz Hennegau | 12,9% | 41,0% | 9,7% | 8,2% | 22,5% | 13,4% | |
| Provinz Lüttich | 5,2% | 27,4% | 5,1% | 8,5% | 11,7% | 4,5% | |
| Provinz Luxemburg | 3,8% | 25,3% | 5,9% | 9,5% | 13,0% | 6,7% | |
| Provinz Namur | 5,9% | 24,4% | 5,4% | 5,1% | 12,3% | 7,0% | |
| *Aus finanziellen Gründen | |||||||
Die geografischen Unterschiede werden deutlich, wenn man die Daten auf Provinzebene aufschlüsselt. Insgesamt weisen die Region Brüssel-Hauptstadt und einige wallonische Provinzen (z. B. Hennegau) bei mehreren Indikatoren die höchsten Werte auf. Beispielsweise erreicht die Unfähigkeit, eine unerwartete Ausgabe zu tätigen, 38,3 % in Brüssel und 41,0 % in der Region Hennegau, während sie in Westflandern (9,9 %) und Flämisch-Brabant (9,4 %) niedriger bleibt. Diese Unterschiede finden sich auch in den globalen Indikatoren MSD und SMSD. Der Hennegau weist eine Rate der materiellen und sozialen Deprivation (MSD) von 22,5 % und eine Rate der erheblichen Deprivation (SMSD) von 13,4 % auf, im Vergleich zu beispielsweise 3,7 % und 2,1 % in Westflandern.
[1] Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Ergebnisse von SILC 2020