Armutsgefährdung im Jahr 2021

Haushalte
Armutsgefährdung im Jahr 2021

Zahlen überarbeitet 19.09.2022

Aufgrund einer Aktualisierung einer unserer Verwaltungsdatenbanken bezüglich der Einkommen 2020 war eine Überarbeitung von SILC 2021 erforderlich.


Statbel, das belgische Statistikamt, veröffentlicht heute die Armutszahlen des Jahres 2021 aus der Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Im Jahr 2021 wurden 12,7% der belgischen Bevölkerung als von monetärer Armut bedroht (AROP) betrachtet. Es handelt sich um Personen, die in einem Haushalt leben, dessen verfügbares Gesamteinkommen weniger als 1.293 Euro pro Monat für einen Alleinstehenden beträgt. Darüber hinaus lebten 11,9% der Bevölkerung in einem Haushalt mit geringer Arbeitsintensität (LWI). 6,3% der Belgier wurden im Jahr 2021 mit erheblicher materieller und sozialer Deprivation (SMSD) konfrontiert.

Personen, die mindestens einer der drei oben genannten Situationen ausgesetzt werden, werden gemäß dem Europäischen Armutsindikator im Rahmen der Europa 2030 Strategie als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht eingestuft (AROPE). Im Jahr 2021 handelte es sich um 18,8% der Bevölkerung.

Armutsgefährdungsschwelle ändert sich kaum im Jahr 2021

„Wir bemerken einen Rückgang der monetären Armutsgefährdung“, behauptet Annelies De Schrijver, EU-SILC-Expertin bei Statbel. „Der Grund dafür ist, dass sich die Armutsgefährdungsschwelle von 2021 im Vergleich zu 2020 kaum erhöht hat.“

„Die Armutsgefährdungsschwelle des Jahres 2021 wird berechnet mit den Einkommen des Jahres 2020, in dem die COVID-19-Pandemie ausgebrochen ist. In diesen Einkommen sehen wir einen deutlichen Effekt der Pandemie. So ist beispielsweise das Medianeinkommen der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr nahezu stabil geblieben. In Zeiten vor COVID-19 sehen wir normalerweise einen Anstieg. Das Medianeinkommen der Selbstständigen ist im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20% gesunken.“

„Darüber hinaus gibt es auch mehr Familien, die eine Wohnungszulage erhalten haben, und wir sehen eine Zunahme der Zahl der Belgier, die Arbeitslosengeld, Übergangsgeld oder eine andere Prämie zum Ausgleich des Einkommensverlusts erhalten haben.“

„Im Allgemeinen sehen wir, dass hauptsächlich Erwerbstätige von Einkommensverlusten infolge von COVID-19 betroffen waren. Die betroffenen Erwerbstätigen konnten diese Auswirkungen teilweise durch staatliche Maßnahmen kompensieren. Das wirkt sich auf die Armutsgefährdungsschwelle aus, die nicht wie üblich ansteigt, sondern eher gleich bleibt. Darüber hinaus sahen wir bei den schutzbedürftigeren Gruppen wie Rentnern, Langzeitkranken und Langzeitarbeitslosen eine etwa gegenteilige Wirkung. Sie leben häufiger von einer Sicherungszulage, die 2020 indexiert wurde In dieser Gruppe hatte COVID-19 keine wirklichen finanziellen Auswirkungen.“

Staatliche Maßnahmen hatten einen bedeutenden Einfluss

Wenn wir alle Sozialhilfen außer Renten streichen würden, wären 27,2% der Bevölkerung im Jahr 2021 armutsgefährdet, gegenüber 25,6% im Jahr 2020. Daraus ergibt sich, dass die während der Pandemie von den Behörden eingeführten finanziellen Maßnahmen die Bevölkerung vor Armutsgefährdung geschützt haben.

Regionale Unterschiede der Armutszahlen

Hinter den nationalen Zahlen verbergen sich große regionale Unterschiede. Für jeden der Kernindikatoren ist die Situation in der Region Brüssel-Hauptstadt am meisten prekär und in der Flämischen Region am wenigsten prekär. Die Wallonische Region liegt dazwischen, weist jedoch eine höhere Armutsrate auf als die nationale Ebene. Auch auf der Ebene der Provinzen gibt es deutliche Unterschiede. Die flämischen Provinzen unterscheiden sich nicht sehr stark voneinander, mit Ausnahme von Antwerpen, wo höhere Werte verzeichnet werden. In der Wallonie sind die Unterschiede stärker ausgeprägt: In Hennegau sind die Armutszahlen am höchsten und im Wallonisch-Brabant am niedrigsten.

Es gibt nicht nur geografische Unterschiede, sondern auch Bevölkerungsgruppen, die sich hinsichtlich ihres Armutsrisikos erheblich voneinander unterscheiden. Monetäre Armut tritt am häufigsten auf bei Personen, die in dicht besiedelten Gebieten leben (20,4%), bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau (23,8%), bei Arbeitslosen (38%), bei Mietern (26,5%) und bei Alleinerziehenden (255%). Am wenigsten gefährdet sind Belgier, die in mäßig besiedelten Gebieten leben (8,2%), die hoch qualifiziert sind (5,8%), die arbeiten (3,8%) oder die eine eigene Wohnung besitzen (7,4%). Personen, die in einem Haushalt leben, der aus zwei Erwachsenen unter 65 Jahren besteht, haben ebenfalls ein geringeres Risiko (5,1%).

Mehr als 2 Millionen Belgier waren von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht

Insgesamt waren 2.142.000 Belgier im Jahr 2021 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Mehr als die Hälfte von ihnen (1.329.000) hatte mit einem der drei Teilrisiken (AROP, SMD, LWI) zu kämpfen, während 249.000 Belgier (2,2% der Bevölkerung) alle drei Risiken in sich vereinten: Sie waren materiell und sozial stark depriviert, lebten in einem Haushalt mit geringer Arbeitsintensität und waren von monetärer Armut bedroht.

Modernisierte Indikatoren

Gemäß den neuen europäischen Zielen für 2030 im Rahmen der Europäischen Säule sozialer Rechte wurden mehrere Armutsindikatoren modernisiert. Sie wurden angepasst, um Deprivation besser zu messen und Abgrenzungen der Erwerbsbevölkerung mehr zu berücksichtigen.